Nachfolge Unternehmenskrise, Unternehmensnachfolge

Kooperationen zur Bewältigung von Krise und Nachfolge.

Aktuell sehen sich viele mittelständische Unternehmer gleichzeitig zwei Herausforderungen gegenüber – die Nachfolge ist ungeklärt und ihr Unternehmen steckt gleichzeitig in einer Krise. Zum einen suchen mehrere hunderttausend Familienunternehmen seit geraumer Zeit erfolglos einen geeigneten Nachfolger. Zum anderen lasten auf den aktuellen Unternehmenswerten Abschläge, verursacht durch Versäumnisse zum Beispiel bei der Digitalisierung der Unternehmensprozesse. Außerdem fehlt häufig ein digitales Geschäftsmodell, um zukünftig Umsätze im Wettbewerb erzielen zu können. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Entwicklung hin zur Digitalisierung seit dem Jahr 2020 beschleunigt und mithin den Druck auf den Mittelstand erhöht.

Nachfolge in der Unternehmenskrise

Laut einer Pressemitteilung der KfW vom Februar 2019 suchen bis Ende 2020 227.000 Unternehmen in der Gruppe KMU ihre Unternehmensnachfolge zu regeln. Demgegenüber machten laut KfW sich im Jahr 2017 aufgrund der guten Lage am Arbeitsmarkt 557.000 Menschen selbständig, von denen aber nur etwas mehr als 10% bereit waren eine Unternehmensnachfolge anzutreten. 90% der Selbständigen bevorzugen die Gründung eines eigenen Unternehmens. Angenommen, die Zahlen sehen für die Folgejahre 2021 und 2022 ähnlich aus, dann wird deutlich, dass knapp 60.000 potenzielle Nachfolger bestenfalls ein Viertel der Nachfrage zur Unternehmensnachfolge abdecken kann. Das verringert die Chancen der Unternehmer bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Die Unternehmensnachfolge wird nicht mehr über den einfachen Generationenwechsel funktionieren. Der Mittelstand wird hier folglich auf Lösungen ausweichen müssen, die über den Ansatz hinausgehen, den alten Chef durch einen neuen, jüngeren Chef zu ersetzen.

Gleichzeitig stecken aber viele Unternehmen aktuell in einer Bewertungskrise. Die Krise wurde durch den Digitalisierungsschub deutlich, der sich durch Corona ergeben hat. Glaubte man vorher noch über genügend Zeit zu verfügen die digitale Transformation einzuleiten, sehen sich Unternehmer nun genötigt in der Krise diese Herausforderung rasch angehen zu müssen. Die Corona-Krise führt mithin in Krisenzeiten auch noch zu Abschlägen bei der Ermittlung des Unternehmenswertes. Verkauf und Übergabe der Betriebe an Investoren werden dadurch finanziell unattraktiv. Doppelter Handlungsdruck also, der kurzfristige Veränderungen notwendig macht.

Das Interesse an einer geeigneten Nachfolgeregelung ist folglich signifikant gestiegen. Aber wie können hier Lösungen aussehen, wenn die Gruppe der nachrückenden selbständigen Unternehmer und Gründer das Thema zahlenmäßig nicht abdecken kann?

Ich schlage vor, sich bewusst nach Kooperationspartnern umzusehen, mit denen man entweder eine Vertriebspartnerschaft eingeht oder gemeinsam ein neues digitales Geschäftsmodell entwickelt und betreibt. Die Konzeption einer gemeinsamen Handelsplattform ist hierfür ein gutes Beispiel, wie bei Schuhe24.de zu beobachten ist. Gestartet als Versuch eines einzelnen Schuhunternehmens sich eine digitale Verkaufsplattform zu erschaffen, sind heute 1.500 Schuhhändler in Deutschland an diese Handelsplattform angeschlossen, mit der jetzt eine Breitenwirkung erzielt werden kann. Wie diese Entwicklung möglich wurde, erzählt der CEO Dr. Dominik Benner in diesem Interview mit Thomas Ottersbach. Mit einer solchen Kooperation ist zwar noch keine Nachfolge geregelt, aber der erste Schritt zur Zusammenarbeit mit geeigneten Partnern ist damit gemacht. Die Steigerung der Umsätze durch den zusätzlichen digitalen Vertriebsweg unterstützt den Unternehmenswert und hilft die Krise zu überwinden. Ob sich dann unter den Partnerunternehmen vielleicht auch ein Interessent für eine Übernahme des eigenen Betriebes findet, kann dann in Ruhe geprüft und vorbereitet werden. Die Chancen für einen erfolgreichen Unternehmensverkauf steigen durch diese Option.

Ein weiteres gutes Beispiel für eine Übergabe nach vorangegangener Kooperation in Service und Vertrieb ist die Übergabe des Aufbauten-und Servicebetriebes Mielke an die mecklenburg-vorpommernschen Sternberg Baumaschinen GmbH & Co. KG. Hier finden Sie Näheres dazu.

Sogenannte horizontale Kooperationen in der eigenen Branche sind natürlich auch auf allen anderen Handlungsfeldern möglich, wie zum Beispiel bei Einkauf und Produktion. Sind Konkurrenten in Ihrer Branche ähnlich von der Corona-Krise betroffen, wo sind diese gut aufgestellt und was könnte Ihr Unternehmen in einer Kooperation beitragen? Das dient dem Erhalt von Arbeitsplätzen und Ihrem Unternehmenswert. Und die Frage der Unternehmensnachfolge in Krisenzeiten wird durch die Auseinandersetzung mit Markt und Wettbewerb potenzielle Lösungen hervorbringen.

Bei vertikalen Kooperationen verfolgt man entlang der eigenen Wertschöpfungskette, ob Herausforderungen besser gemeinsam mit einem vor- oder nachgelagerten Glied dieser Wertschöpfungskette gelöst werden können. So können Kooperationen mit Lieferanten Kosten- und Qualitätsvorteile generieren, die ebenfalls die wirtschaftliche Situation der Beteiligten nach der Corona-Pandemie stärken. Eine Nachfolge durch Übernahme ist dann in der Folge eine gängige Lösung. Gleiches gilt für Kooperationen mit nachgelagerten Vertriebsunternehmen, zum Beispiel dem Großhandel. Gemeinsamen Projekten, die den Güterumschlag erhöhen, wird sich der Großhandel sicher nicht verschließen. Und auf Kooperationen, die sich bewährt haben, möchte man ungern verzichten.

Komplementäre Kooperationen können der gegenseitigen Ergänzung der Leistungsangebote dienen und so langfristig zur wirtschaftlichen Stabilisierung nach Corona beitragen.

Nachfolge in der Unternehmenskrise – Gerne unterstütze ich Sie bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Schreiben Sie mir eine E-Mail oder rufen Sie mich an.

Beiträge zu weiteren Nachfolgethemen finden Sie hier:

Hamburg, den 7. September 2021

Nachtrag vom 29.Januar 2022: Wie aus einer Pressemitteilung der KfW vom 27. Januar 2022 hervorgeht, hat die Familiennachfolge infolge der Corona-Krise im Jahr 2021 wieder zugenommen.

Ihr Mathias Engel

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