Krisenmanagement KMU

Das hat mich kürzlich doch etwas überrascht: Der Monatsabschluss einer Konzern-Tochtergesellschaft steht an, doch die verantwortliche Person bricht plötzlich ihre Arbeit mit dem Hinweis ab, dass „die Familie ruft“ und sie sich jetzt nicht um den Monatsabschluss kümmern könne.

Work-Life-Balance – Auswirkungen auf die Unternehmen

Ich erinnerte mich an meine Erfahrungen, die ich bis dahin mit Abschlussarbeiten in der Buchhaltung gemacht hatte – festgesetzte Termine sind unbedingt einzuhalten, da sonst der Konzernabschluss nicht fristgerecht fertiggestellt werden kann. Der Unterschied in der Arbeitseinstellung hat mich deshalb doch sehr erstaunt. Das Thema Work-Life-Balance ist mir natürlich bekannt, aber diese gelebte Konsequenz war mir so noch nicht begegnet. Die Verantwortung für eine termingebundene Aufgabe zu übernehmen, besteht hier anscheinend nur in den Grenzen eines unbeeinträchtigten Gleichgewichts zwischen beruflichen und privaten Belangen.

Ich vermisse das Engagement und den Willen, eine übernommene Aufgabe auch erfolgreich zu Ende zu bringen. Zudem hätte man mir damals als Angestellter auf eine solche Ansage erwidert, dass vor der Tür zehn andere Bewerber stehen, die gerne meinen Job übernehmen würden.

Was hat sich seitdem geändert? Nur die Einstellung einer jungen Generation, die diese auch konsequent lebt und damit durchsetzungsfähig macht? Und bleibt diese Haltung bestehen?

Sicherlich hat sich der Arbeitsmarkt für junge Menschen aufgrund des Fachkräftemangels zu ihren Gunsten entwickelt. Man kann heute als Arbeitnehmer wählerischer sein und die eigenen Bedürfnisse zur Sprache bringen.

Wie können Sie als Unternehmer auf die für Sie ungünstige Arbeitsmarktlage und auf die veränderte Arbeitseinstellung der Mitarbeiter reagieren? 

Mein Vorschlag dazu lautet: Bringen Sie die Intelligenz in Ihre IT-Systeme. Der bisher übliche Weg, sich auf Mitarbeiterleistung zu verlassen, dürfte auf absehbare Zeit so nicht mehr funktionieren. Je mehr Funktionen und Prüfungsaufgaben die Systeme übernehmen können, desto unabhängiger wird das Unternehmen von der persönlichen Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter.

Für die Mitarbeiter dürfte dieser Weg ebenfalls akzeptabel sein. Ihr Wunsch, der Bearbeitung ihrer Aufgaben zeitlich flexibler nachkommen zu können, wird damit erfüllbarer. Programme übernehmen immer mehr einfache, regelbasierte Arbeiten, während sich die Arbeitnehmer mit den komplexeren Aufgaben und der Steuerung eben dieser Programme auseinandersetzen müssen. Termindruck wird es bei diesen Aufgaben dennoch geben.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass diese Entwicklung gesellschaftlich gewünscht und deshalb von Dauer sein wird. Bringt sie den Menschen doch ein wenig mehr Freiheit bei der Aufteilung ihrer Zeit. Es werden gleichzeitig aber vor allem Arbeitsplätze für einfache Tätigkeiten wegfallen, wie zum Beispiel das Erfassen von Daten. Die fachlichen Anforderungen der verbleibenden Arbeitsplätze werden steigen. Es wird eine entsprechende Ausbildungsinitiative erforderlich sein, um die jungen Menschen bei diesem Anpassungsprozess zu unterstützen.

Hamburg, den 15. Dezember 2022

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Ihr Mathias Engel

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